Neue Plattform-Koordination

Im Februar 2010 übergibt Mag. Viktoria Ernst die Koordination der Plattform Tiroler Inn an Mag. Christoph Walder, WWF Österreich.

"Hinschauen und Innstauen - mit dem WWF"

Die Plattform Tiroler Inn und der WWF informierten im Rahmen eines Aktionstages die Innsbrucker und Innsbruckerinnen über die Kraftwerksproblematik rund um das geplante Laufkraftwerk Telfs. Trotz regnerischem und trüben Wetters zeigten die Bürger reges Interesse.

Neue Plattform-Koordination

Mit Anfang Juni 2009 übernimmt Viktoria Ernst (WWF Tirol) die Koordination der Plattform Tiroler Inn. Der bisherige Koordinator, Michael Dobner, wird damit nach einer Phase der Aufbauarbeit und Etablierung der Plattform planmäßig abgelöst.

Voller Erfolg: Natur-Erlebnis-Veranstaltung am Inn!

Trotz windig-kühlen Wetters fanden sich am Sonntag, 26. April 2009, über 100 Besucher in der Innau bei Rietz ein. Zusammen mit Naturexperten galt es, die Natur am Inn mit Kescher, Lupe und Fernglas zu entdecken und kennenzulernen. Kreativität mit Naturmaterialien war beim Legen eines großen Mandalas gefragt.

Die Plattform Tiroler Inn richtete gemeinsam mit der Kulturkooperative Stams diese Informations- und Erlebnis-Veranstaltung am Standort des geplanten IKB-Laufkraftwerkes bei Telfs aus, um die Bevölkerung auf „ihren Lebensraum“ am Inn wieder aufmerksam zu machen. Dabei machten sich die sehr interessierten Besucher an einzelnen Stationen über Geologie, Fischfauna und Wasserlebewesen, Vogelwelt und Flussdynamik des Inn kundig. Die Besonderheit dieses Inn-Abschnittes wurde durch die weithin vernehmbaren Balzrufe der vor kurzem eingetroffenen Watvögel unterstrichen, mit Fernrohr und unter fachkundiger Führung konnten diese seltenen Brutvögel beobachtet werden. Anhand selbst gebauter Flussmodelle wurden die Unterschiede zwischen naturnahen und –fernen Fliessgewässern anschaulich. All jene, die die Natur gerne mit ihrem Herzen „begreifen“, beteiligten sich am Legen eines großen Mandalas aus den am Innufer vorgefundenen Naturmaterialien – unter dem Motto „nichts wird hergebracht – nichts wird weggenommen“. Nicht zuletzt war auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Viele Tiroler erinnern sich noch an ihre Kindheitstage mit den Erlebnissen in den großartigen Auen und stillen Gewässerabschnitten des Inn. Kraftwerksprojekte der Vergangenheit, Uferverbauungen und Verkehrswege haben aber die Natur am Inn immer weiter an den Rand der Tiroler Landschaft – und damit aus dem Bewußtsein der Bevölkerung - geschoben. Im Inn-Abschnitt zwischen Telfs und Stams sind heute noch die Reste der ursprünglichen Inn-Auwälder mit ausgedehnten Schotterbänken und einer freien, naturnahen Flussdynamik zu finden.

Ein Netzwerk von Biotopen bietet dort spezialisierten Pflanzen- und Tierarten ein heute selten gewordenes Rückzugsgebiet. Die beiden geschützten Watvogelarten Flußuferläufer und Flußregenpfeifer finden hier auf den Sand- und Schotterbänken noch Brut- und Nahrungsplätze. In den Kieslückenräumen ist eine besonders angepaßte Käferfauna beheimatet, die im überregionalen Vergleich nur mehr vom oberitalienischen Tagliamento übertroffen wird.

Dieses Kieslückensystem, das nur durch eine natürliche Flußdynamik ökologisch funktionsfähig bleibt, bildet auch die Laichplätze und „Kinderstuben“ strömungsliebender und gefährdeter Fischarten wie Huchen, Koppe, Bachforelle und Äsche.

Mit dieser Natur-Erlebnis-Veranstaltung am Inn schafften wir es, die interessierten Besucher für diese Besonderheiten "vor ihrer Haustür" zu begeistern!

Veranstaltungstermin: Natur und Kultur (er)leben an "Unserem" Inn

Eintauchen in die Flusslandschaft vor der Haustüre

Wir laden Sie und Ihre Familie zu einem Ausflug der besonderen Art ein:
Gemeinsam mit Naturexperten gilt es, im Auwald und auf Schotterbänken mit Mikroskop
und Kescher die Naturschätze unseres Inn zu erforschen, kreative
Flusslandschaften selbst zu gestalten und – vielleicht mit den Füßen
im kühlen Nass - die erwachende Natur zu genießen.

Wann? Sonntag, 26. April 2009 13:30 – 17:00
Wo? Treffpunkt Parkplatz Moto Cross Anlage Rietz

eine Initiative der Kulturkooperative Stams
in Zusammenarbeit mit der Plattform Tiroler Inn

Schauen, staunen, aktiv werden...

Stellungnahme zum geplanten IKB-Kraftwerk Telfs

Am Tiroler Inn wird bei Telfs von den Innsbrucker Kommunalbetrieben ein Laufkraftwerk projektiert, das in einen ökologisch sensiblen Gewässerabschnitt eingreift und das Sonderschutzgebiet "Mieminger und Rietzer Innauen" negativ beeinflussen kann. Da das Kraftwerksprojekt mit einer Leistung von 14 MW knapp unter der Grenze einer verpflichtenden Umweltverträglichkeitsprüfung geplant ist, sind die naturschutzaktiven NGO's von der Parteienstellung in den behördlichen Genehmigungsverfahren ausgeschlossen.

Daher nimmt die Plattform Tiroler Inn in der Öffentlichkeit zu diesem Kraftwerksprojekt Stellung:

Argumente gegen das IKB-Innkraftwerk Telfs

Zerstörung eines einzigartigen und lebendigen Innabschnitts

(1) Beeinträchtigung des Sonderschutzgebiets „Rietzer und Mieminger Innauen“
Die „Rietzer und Mieminger Innauen“ gehören zu den wenigen 3-5% intakten Auenresten am gesamten Tiroler Inn. Es herrscht ein generelles Eingriffsverbot.
(2) Zerstörung einer dynamischen Fließstrecke mit typischen Elementen eines alpinen Fließgewässers
Umlagerungsprozesse können durch die Stauhaltung nicht mehr stattfinden, Schotterbänke, Auwälder und Schwemmflächen gehen verloren.
(3) Halbierung der letzten freien Fließstrecke des Tiroler Inn
Die Strecke von Imst bis Kirchbichl ist die letzte nicht unterbrochene Fließstrecke des gesamten Inn.
(4) Verlust europaweit seltener und geschützter Lebensräume
Für die Erhaltung alpiner Flussräume besteht ein gemeinschaftliches europäisches Interesse (Richtlinie 92/43/EWG)
(5) Lebensraumverlust für eine vielfältige Pflanzenwelt
Derzeit kommen 179 Pflanzenarten vor. Letzte Reliktstandorte für Besonderheiten wie die Deutsche Tamariske und der Alpen-Knorpellattich würden entgültig verloren gehen.
(6) Lebensraumverlust bedeutender Vogelarten
Der Innabschnitt von Telfs bis Rietz und seine flussbegleitenden Lebensräume sind Heimat für 73 Vogelarten, wovon 36 Arten bereits im Gefährdungsstatus stehen.
(7) Lebensraumverlust für eine einzigartige Käferfauna
Der hohe ökologische Wert spiegelt sich im Vorkommen zahlreicher Spezialisten der Flußlebensräume. Im überregionalen Vergleich wird der Projektstandort nur mehr vom oberitalienischen Tagliamento übertroffen.
(8) Verlust von Laichplätzen seltener Fischarten
Stauhaltung verändert die Lebensraumbedingungen für strömungsliebende Fische.
(9) Beeinträchtigung der Biber-Ausbreitung in Tirol
Stauwerke sind unüberwindliche Barrieren und behindern die Rückkehr einer bedeutenden Säugetier-Art.


Verstoß gegen rechtliche Grundlagen

(1) Tiroler Naturschutzgesetz 2005: Sonderschutzgebiet „Rietzer und Mieminger Innauen“ darf nicht beeinflußt werden
Sonderschutzgebiete gehören zur strengsten Schutzkategorie in Tirol, Ausnahmeregelungen für Wasserkraftwerke sind nicht vorgesehen.
(2) Tiroler Naturschutzverordnung 2006: Lebensräume geschützter Arten dürfen nicht beeinträchtigt werden
Der gesetzliche Schutz der Natur gilt auch außerhalb der Schutzgebiete, eine Erhaltung der Populationen muss möglich sein.
(3) Kraftwerk widerspricht Vorgaben der Europäischen Wasserrahmen-Richtlinie
Für den betroffenen Innabschnitt gelten ein Verschlechterungs-verbot und ein Verbesserungsgebot nach europäischer Verpflichtung.
(4) Vorkommen von Lebensräumen und Arten der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien und Vogelschutzrichtlinien der Europäischen Union
Europaweit geschützte Lebensräume und Arten müssen berücksichtigt werden.
(5) Alpenkonvention verbietet Kraftwerk an diesem Standort
Das Protokoll Naturschutz und Landschaftspflege und das Protokoll Energie schützen die Lebensräume und Arten dieses Innabschnitts.


Beeinträchtigungen für die Tiroler Bevölkerung

(15) Tirolweite Initiative „der.inn – lebendig und sicher“ wird in Frage gestellt
Das Lebensministerium und das Land Tirol deklarieren sich zu einer ökologischen Verbesserung des Inn und zum Erhalt der Innauen.
(16) Ungeklärt: Geschiebetransport und sinkender Grundwasserspiegel
Der Geschiebeausfall unterhalb des Stauwerks kann sich bis bis ins mittlere Inntal auswirken.
(17) Ungeklärt: Hochwassergefahr für Inn-Anrainer
Geschiebeansammlung im Staubereich kann Überschwemmungsgefahr steigern, Folgebelastungen durch Geschiebebaggerungen möglich.
(18) Kommunale Interessen überfahren regionale Bevölkerung
Veränderungen des Grundwasserregimes und Verlust von Lebensraum treffen die regionale Bevölkerung.